PE-Leitungen im Future Growth Project (FGP)

Das Tengiz-Ölfeld in der kasachi­schen Steppe ist eines der tiefsten in Produktion befind­lichen riesigen Ölfelder der Welt. Um die Rohöl­för­der­ka­pa­zität des Feldes zu erhöhen, sollte es erweitert werden. Schnell entschied sich das Projektteam für den Einbau von PE-Leitungen. Das riesige Onshore-Ölfeld ist im Besitz von Tengiz­che­vroil (TCO), einem Joint Venture zwischen Chevron (50 %), KazMunayGas (20 %), Exxon­Mobil Kasachstan (25 %) und LukArco (5 %), und wird von diesem betrieben. Reinert-Ritz lieferte für diese Anlagen­er­wei­terung segment­freie Formteile und Flansche. 

Ariane
25.09.2025  | 2 Minuten
T-Stück von Reinert-Ritz. Ein Bauarbeiter verbindet in einem ausgehobenen großen Sandschacht mittels Flanschverbindungen das T-Stück an der Rohrleitung.

Die geplante Erwei­terung der bishe­rigen Kapazi­täten des Ölfeldes war nach Jahren eine sehr große Inves­tition für Kasachstan. Mit der Expansion resul­tierten nicht nur weitere Arbeits­plätze mit entspre­chend ökono­mi­scher Bedeutung für die Region, sondern war auch plane­risch für alle Betei­ligten eine Heraus­for­derung. Der Betreiber verfolgte ein klares Ziel: die Förderung auf einem hohen, langfristig tragfä­higen Leistungs­niveau zu stabi­li­sieren und zugleich die Anlagen­ro­bustheit in kriti­schen Hilfs­medien wie Lösch- und Brauch­wasser zu erhöhen. Für das Projektteam bedeutet das Stahl-geprägte Standards, hohe Nachweis­pflichten und enge Termine – und zugleich der Wunsch, Korrosion, Monta­ge­aufwand und Lebens­zy­klus­kosten zu senken.  

„Wir mussten zeigen, dass korrekt geschweißte PE-Verbin­dungen die gleiche Sicherheit liefern wie Stahl – nur ohne Korrosion und ohne katho­di­schen Schutz.“ Omar Abdiev, Engineering Manager, Tengizchevroil

Bereits in der FEED-Phase des Projektes entschied sich das Projektteam für PE-Leitungen, aller­dings waren Erfah­rungen im Einbau mit dem Material so gut wie nicht vorhanden. Es brauchte frühzeitig einen erfah­renen Mentor, der sich technisch wie handwerklich mit PE in unter­schied­lichsten Anwen­dungen auskannte und das Vorhaben profes­sionell anleitete.

Der Rohrher­steller Chevron CMI stieß bei seiner Lösungs­suche auf Reinert-Ritz und die flexiblen Möglich­keiten für indivi­duelle Fittings. Gemeinsam wurden unter­schied­liche Leitungen und Anwen­dungen identi­fi­ziert und damit auch eine Verar­beitung dreier unter­schied­licher PE-Werkstoff­typen.  

Besonders sensibel waren die thermi­schen Randbe­din­gungen. Für das Feuer­lösch­system lagen die Ausle­gungs­tem­pe­ra­turen zeitweise bei bis zu rund 60 °C. Die Lösung: ein hochtem­pe­ra­tur­be­stän­diger PE-Werkstoff, PE 100-RT für das Lösch­wasser sowie PE 100-RC (crack resistant) für Leitungs­ab­schnitte mit erhöhter Einbau­be­lastung. Das senkte die erfor­der­lichen Wanddicken, begrenzte das Risiko von Risswachstum und hielt die Systeme zugleich montagefreundlich.

Wir waren Pioniere: neues Material, 1.200-mm-Dimension, hohe Tempe­ra­tur­an­for­de­rungen – und ein Terminplan, der sich ständig bewegte. Ergebnis: ein vollstän­diges, korro­si­ons­freies System – termin­sicher umgesetzt.“ Kevin Hoffmann, damals Area Sales Manager bei Reinert-Ritz 

Da segmen­tierte Formteile im Einbau von Vornherein nicht erlaubt waren, weil diese von Natur aus eine natür­liche Druck­be­schränkung und damit reduzierte Belast­barkeit mit sich bringen, wurden kompakte 90° Winkel aus einem Stück gefertigt und geliefert. Die Konstruktion berück­sich­tigte ebenfalls die beengten Einbau­ver­hält­nisse vor Ort. 

Um auch für die Prozess­leitung segment­freie Formteile einzu­bauen, konstru­ierte Reinert-Ritz druck­klas­sen­ge­rechte T‑Stücke mit hoch belast­baren HP-Flanschen. Die abgestimmte, kompakte Einheit ersparte den Monteuren nicht nur die Schweiß­ar­beiten auf der Baustelle. Da Flansche mit PE-Bund oft zu Problemen auf den Baustellen und im Betrieb führen, wurde sich für diese HP-Flansche entschieden, um die Prozess-Belas­tungen mit genügen Sicher­heits­re­serven sicher zu verkraften.

Beim HP-Flansch werden die axialen Kräfte der Leitung über die komplette Bundfläche auf den Flansch übertragen.
Beim HP-Flansch werden die axialen Kräfte der Leitung über die komplette Bundfläche auf den Flansch übertragen. 

Die Mauer­durch­füh­rungen konnten vorab direkt an das Betonwerk verschifft werden, damit diese vor Ort in die benötigten Beton­schächte einge­gossen werden konnten, um diese “Verbund­pro­dukte” nicht nur effizi­enter zu produ­zieren, sondern sie schluss­endlich auf der Baustelle deutlich wirtschaft­licher in einem Stück einzu­bauen.  

Gemeinsame Expertise sichert Qualität

Entscheidend ist: Die Wahl von PE war richtig – korro­si­onsfrei, thermisch belastbar (u. a. mit PE 100-RT/ PE 100-RC), mit schlan­keren Wanddicken, planbaren Monta­ge­zeiten und niedri­geren Lebenszykluskosten. 

Die erfolg­reiche Zusam­men­arbeit innerhalb des gigan­ti­schen Projektes basierte auf einer sehr frühen Zusam­men­arbeit der Planer und Ingenieure, die sich engagiert der neuen PE- Heraus­for­derung stellten und stets eine enge profes­sio­nelle Begleitung bei Problem­stel­lungen einfor­derten. Dabei zog sich die konse­quente Quali­täts­si­cherung als roter Faden durch die Umsetzung: Zerti­fi­zierte Schweißer, definierte Verfah­rens­pa­ra­meter, Probe­nahmen, Prüfungen und lückenlose Rückverfolgbarkeit.

Dass die „anlagen­taug­liche“ Kunst­stoff­lösung nicht als Sonderweg, sondern als regel­kon­forme Option anerkannt wurde, lag an der frühen, engen Zusam­men­arbeit mit Reinert-Ritz: gemeinsame Spezi­fi­kation in der FEED-Phase, belastbare Nachweise und Dokumen­tation, passgenaue, segment­freie Bauteile (u. a. kompakte 90°-Winkel, T‑Stücke mit HP-Flanschen) sowie Vor-Ort-Support. Die strengen Anfor­de­rungen wurden nachweislich erfüllt und Instal­lation und Abnahme liefen terminsicher.

„Gegenüber typischen Versor­gungs­pro­jekten war das ein zusätz­liches Level an Doku – aber genau das hat Vertrauen geschaffen.“ Omar Abdiev, Engineering Manager, Tengizchevroil